Page 32 - SOSTECHNIC Katalog 2018
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Seenotsender
DAS SEGMENT AM BODEN
Die Notsender
Die Genauigkeit der Positionsbestimmung eines EPIRBs
ohne eingebautem GPS hängt von der Frequenzstabilität des
Senders ab. Je besser die Stabilität ist desto genauer ist die
Position, die durch Nutzung des “Doppler-Effektes” bestimmt
wird. Dies gilt sowohl für die „alten“ 121,5 MHz als auch die
„neuen“ 406 MHz EPIRBs. Als Doppler-Effekt bezeichnet man
die Veränderung der wahrgenommenen bzw. gemessenen
Frequenz von Wellen jeder Art, während sich die Quelle und
der Beobachter einander nähern oder voneinander entfernen.
EPIRB fest, Satellit bewegt sich. Nähern sich Beobachter und
Quelle einander, so erhöht sich die Frequenz, im umgekehrten
Funktion des COSPAS-SARSAT-Satelliten-Systems Fall verringert sich die Frequenz. Bekanntes Beispiel ist die
ELT Emergency locator transmitter Tonhöhenänderung des Martinshorns eines Krankenwagens.
LUT Bodenstation Solange sich das Fahrzeug nähert, ist der Ton höher, wenn es
MCC Mission control center sich entfernt, wird der Ton tiefer.
PLB Personal locator beacon
RCC Rescue coordination center
SAR Search and Rescue
EPIRB Emergency position-indicating radio beacon
COSPAS-SARSAT SATELLITENSYSTEM
Ziel: die Ortung und Positionsbestimmung von verunglückten
Flugzeugen und Schiffen sowie die schnellstmögliche
Rettung der Verletzten. Studien hatten gezeigt, dass etwa
90% der Verletzten eines Flugzeugabsturzes die ersten sechs
Stunden überleben. Nach zwei Tagen liegt deren
Überlebenschance bei nur noch 10%. Ähnliche Zahlen gelten
für die Seefahrt.
Erdumkreisende und geostationäre Satelliten
DAS SEGMENT IM WELTALL
COSPAS-SARSAT hat bewiesen, dass eine weltweite,
flächendeckende Überwachung zur Ortung von Notsendern 121,5 MHz Notsender
eine erheblich beschleunigte Rettung zur Folge hat. Dafür Im Februar 2009 erfolgte die Abschaltung von 121,5 MHz und
werden niedrig fliegende Satelliten in polar-orbitaler 243 MHz für Alarmierung und Ortung über Satellit. Die 121,5
Umlaufbahn in ca. 800-1000 km Höhe eingesetzt (LEOSAR). MHz bleibt weltweit Peilfrequenz für die Suche im Nahbereich.
Im Dezember 2006 bestand das LEOSAR-System aus sechs Alarmierung und Satellitenortung nur noch über 406 Mhz.
erdumkreisenden Satelliten. Dadurch wird ein Überflug jedes
Punktes der Erde nach spätestens ca. 45-60 Minuten 406 MHz Notsender (EPIRBs)
gewährleistet. Die 406 MHz Notsender ermöglichen eine Genauigkeit auf
Die Bestimmung der Position erfolgt durch die Nutzung des weniger als 5 km mittels Doppler-Messung und übermitteln
„Doppler-Effektes“. Dabei sind jedoch Ungenauigkeiten zudem einen individuellen Code, an Hand dessen eine
systembedingt (Frequenzstabilität, siehe auch Absatz „Das Identifizierung erfolgen kann. Dadurch wissen die
Segment am Boden“). Eine Alarmierung innerhalb weniger Rettungskräfte, wer in Not ist, um welchen Fahrzeugtyp es
Minuten war in den meisten Fällen nicht möglich (ca. 45 sich handelt, z.B. Frachter, Segelyacht, Flugzeug, etc. Über
Minuten Wartezeit auf Überflug eines Satelliten am Äquator, in Kontaktpersonen als Ansprechpartner können evtl. weitere
den europäischen Breiten ca. 25-30 Minuten). Um beide wichtige Details erfragt werden. Über die registrierte
Nachteile zu beheben, wurde das COSPAS-SARSAT-System Telefonnummer wird auch versucht, den Eigner zu erreichen
mit den GEOSAR-Satelliten 1996/97 erweitert: um festzustellen, ob es sich vielleicht um einen Fehlalarm
handelt. Viele neue 406 MHz-Notsender (ACR GlobalFix 406
1: Eine sofortige Alarmierung gewährleisten drei geo- bzw. ACR AquaFix 406) haben nun ein integriertes GPS, das
stationäre Satelliten (GEOSAR) in ca. 36.000km Höhe über innerhalb weniger Minuten die Position auf wenige Meter
dem Äquator. Sie decken mehr als 80% der Erdoberfläche ab genau feststellt und sofort an die geostationären Satelliten
(ausgenommen sind die Polkappen). (GEOSAR) übermittelt. Dadurch ist nun eine quasi-sofortige
2: Übermittlung genauer Koordinaten (z.B. vom GPS-System) Alarmierung mit genauester Position möglich geworden.
neben dem individuellen Notsender-Code auf 406 MHz (siehe
im folgenden Absatz „Segment am Boden“).
Satellitenstatus des GEOSAR Systems
Seit 2006 ist die Zahl der geostationären Satelliten auf 5
erhöht worden. Damit ist jeder Bereich der Erde von ca. 75-80°
Nord bis 75-80° Süd abgedeckt, was vermutlich 99% der von
Menschen genutzten Bereiche entspricht. Der Rest, also die
Polkappen, wird durch die polar-orbital erdumkreisenden
LEOSAR Satelliten erreicht und überwacht. Bei der Nutzung
eines EPIRBs mit eingebautem GPS ist somit eine quasi-
sofortige Alarmierung möglich. Verschiedene Tests ergaben
Zeiten zwischen 7-15 Minuten, bis die Koordinaten beim
MRCC vorlagen. Stand der Satelliten des GEOSAR-Systems 2017
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